Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Den Fulda-Radweg sind wir 2022 relativ kurzentschlossen gefahren, da wir uns für den ursprünglich geplanten Saale-Radweg aufgrund einer kurz vorher überstandene Covid-19-Infektion nicht fit genug fühlten. Im Gegensatz zum bergigen Saale-Radweg wird der Fulda-Radweg durchgehend als „familienfreundlich“ und weitgehend frei von Steigungen beworben - und hat dieses Versprechen auch gehalten.
Die Strecke beginnt offiziell am Bahnhof in Gersfeld, südlich der Wasserkuppe und ist im wesentlichen identisch mit dem hessischen Fernradweg R1. Während die Fulda sich bei Hann. Münden mit der Werra zur Weser vereint, führt der Fernradweg noch weiter an der Weser entlang bis Bad Karlshafen.
Die 215 Kilometer lange Strecke bis Hann. Münden haben wir Ende Juli in 5 Abschnitten zurückgelegt. Auch diesmal war uns das Wetter wohl gesonnen und bis auf ein kurzes Gewitter durchgehend trocken und zeitweise heiß mit Temperaturen über 30°C.
Die Fulda sind wir im Juli 2022 in 5 Etappen entlang gefahren:
die Fulda-Quelle auf der Wasserkuppe
Da wir auch die Fulda-Quelle sehen wollten, entschieden wir uns unsere Tour auf der Wasserkuppe und nicht erst am Bahnhof in Gersfeld zu beginnen. Von Hannover ging es deshalb einen Tag zuvor mit der Bahn nach Fulda. Tags darauf dann mit nur leicht bepackten Rädern vom Hauptbahnhof Fulda mit der Röhnbahn bis Gersfeld. Die kleine Regionalbahn bietet in ihren Fahrzeugen bis zu 16 Stellplätze für Fahrräder. Anders als es den örtlichen Touristikunternehmen lieb wäre, ist die Nachfrage nach dieser Strecke nur gering. So waren wir an diesem Sonntagvormittag die einzigen, die ihre Fahrräder in der Bahn mitnahmen.
In Gersfeld angekommen, hatten wir bis zur Abfahrt des Röhn-Rad-Busses noch Zeit uns etwas umzuschauen. Der Rhön-Rad-Bus ist während der Saison samstags und sonntags mit einem Anhänger versehen, mit dem auch unsere Räder problem- und mühelos auf die Wasserkuppe kamen.
Die als Ursprung des Segelfluges bekannte Wasserkuppe ist ein beliebtes Ausflugsziel und entsprechend frequentiert und ausgebaut. Dies zeigte sich auch an den großen Parkplatzflächen für PKW und Busse an denen wir kurz unterhalb der Kuppe auf dem Weg zur Fulda-Quelle vorbeikamen.
Für unsere Startfotos an der Fulda-Quelle brauchten wir ein bisschen Geduld, weil andere Besucher sich gleich mehrere Flaschen Wasser abfüllen wollten und die Quelle für solche Aktionen nicht wirklich geeignet ist. Aber auch die waren irgendwann versorgt und unsere Tour konnte endlich losgehen.
Kurz hinter der Quelle führt ein geschotterter Weg bergab. Dieser erste Streckenabschnitt ist aufgrund des Gefälles und des Untergrundes der einzige, der mit Trekkingrädern ein gewisses fahrerisches Können erfordert. Nach den ersten Kilometern gehen die geschotterten Waldwege aber in gut befahrbare Wege und Straßen über und so erreichten wir Gersfeld ohne Probleme. Die Fulda durchfließt Gersfeld sehr idyllisch und auch ein kurzer Abstecher zum Schlosspark lohnt sich. Hiervon sieht man allerdings nichts, wenn man den Fulda-Radweg/R1 direkt am Bahnhof startet.
Mit dem offiziellen Start am Bahnhof Gersfeld beginnt auch die durchgehend gute Ausschilderung und die ausnahmslos gute Wegequalität des Fulda-Radweges. So geht es über meist asphaltierte Radwege oder kleine Nebenstraßen mal rechts, mal links entlang der Fulda.
Auch wenn wir auf dieser Seite eigentlich keine Werbung für Restaurants, Cafés etc. machen, möchten wir Eisliebhabern die Eisheiligen in Hettenhausen empfehlen, bei denen wir nach circa der halben Strecke unsere Eiskaffee-Pause einlegten. Die Eisbecher waren liebevoll bereitet und super lecker.
Zwischen Eichenzell und Bronzell haben wir den Fulda-Radweg für einen Abstecher zum Barockschloss Fasanerie verlassen. Das wirklich sehenswerte Schloss kann neben den drei Innenhöfen auch mit Stallungen und einer Pferdeschwämme aufwarten. Zum Glück gibt es aber auch einen kleinen Biergarten, der für uns genau richtig kam.
Für uns unverständlich war, dass man laut einem Schild an der Hauptzufahrt das Schlossgelände nicht mit dem Fahrrad befahren sollte. Außerhalb des Geländes gab es nur Parkplätze und keine Fahrradständer. Noch mehr wunderte uns dann, dass zahlreiche Radfahrer das Verbot ignorierten und doch mit ihren Rädern direkt bis in den Biergarten fuhren.
Nachdem wir in Bonzell auf den Fulda-Radweg zurückgekehrt waren, ging es weiter auf gut ausgebauten Wegen Richtung Fulda. Kurz vor dem Erreichen unseres Hotels hatten wir noch einen Zwischenstopp am Umweltzentrum Fulda eingeplant, wo wir auf ein Wassertretbecken hofften. Dieses wurde aber grade umgebaut. So mussten wir zumindest an diesem ersten Tag auf ein erfrischendes Fußbad verzichten.
Am nächsten Tag fuhren wir auf dem Weg zur Fulda zunächst noch zum Dom . Im Sommer finden hier die Domplatzkonzerte statt und so hatten wir den Dom an den Abenden zuvor den Fans von Roland Kaiser und SIDO überlassen.
Fulda bei Kämmerzell
Anschließend ging es zügig die Fulda entlang aus der Stadt. Hinter Kämmerzell findet sich eine Holzbrücke um die Fulda zu queren. Parallel dazu befindet sich für landwirtschaftliche Fahrzeuge eine Furt. Eine ideale Stelle um etwas in der Fulda zu waten . Bei dem anstehenden Wasserstand konnte man mit hochgekrempelten Hosenbeinen problemlos bis ans andere Ufer gelangen und wir konnten ohne Hilfe der Brücke einige Bilder aus der Mitte des Flusses machen!
Weiter ging es bei strahlendem Sonnenschein über mustergültige Radwege . In diesem Bereich sahen wir, dass mehrere der vielen Fuldabrücken mit Brückenheiligen versehen waren. Einer Besonderheit, die wir bisher nur hier gesehen haben.
Im weiteren Verlauf war es so warm, dass wir an der Schützenhalle Hartershausen sehr dankbar für die gekühlten Getränke aus dem Selbstbedienungs- (und Selbstbezahl-)kühlschrank waren. Schön, dass ein solcher auf Vertrauen basierender Service funktioniert! Und vielen Dank an die Organisatoren!
Nach weiteren Kilometern über asphaltierte Feldwege bogen wir bei Hutsdorf zur Burgenstadt Schlitz ab. Diesen (hin- und zurück) ca. 5 Kilometer lange Abstecher empfehlen wir, weil die Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern und den drei Burgen wirklich außergewöhnlich ist. Unser Tipp: die Räder in der Unterstadt abstellen und die hochgelegen Altstadt zu Fuß erklimmen!
Zurück auf dem Fulda-Radweg führte die Strecke zeitweise über eine ehemalige Bahntrasse. Auf gut asphaltiertem Weg und ohne nennenswerte Steigungen ging es zügig Richtung Bad Hersfeld. Die Bahntrasse brachte es mit sich, dass man die parallel verlaufende Straße zwar hören konnte aber sicher von ihr getrennt war.
In Bad Hersfeld wurde es für uns nochmal spannend. Im Vorfeld hatte sich auch nach längerer Suche im Internet nicht klären lassen, ob sich die Brücke, über die wir die Fulda queren wollten, schon in Benutzung, noch im Bau oder doch nur in der Planung befand.
Wir hatten Glück! Die außergewöhnliche, geschwungene Schrägseilbrücke war bereits nutzbar und brachte uns auf die andere Seite der Fulda und unserer Unterkunft deutlich näher.
Beim abendlichen Rundgang durch Bad Hersfeld wunderten wir uns zunächst über die vielen Touristen, um dann festzustellen, dass gerade die Bad Hersfelder Festspiele (Anfang Juli bis Anfang September) stattfanden und viel Publikum anlockten.
Zurück an unserem Hotel mussten wir feststellen, dass die sichere Unterbringung von Fahrrädern noch immer sehr eigenwillig interpretiert wird. Das Abstellen im Treppenhaus fanden wir doch etwas befremdlich.
Nachdem wir Bad Hersfeld verlassen hatten, ging es wieder auf gut ausgebauten Radwegen voran. Auch hier fanden sich mehrfach extra angelegte Rastplätze . Nach einer weiteren Fulda-Querung trafen wir hinter Friedlos auf einen sehr schönen Planetenweg . Flussradwege und Planetenwege treten auffallend häufig gemeinsam auf.
Bronzefiguren in Rotenburg an der Fulda
An Bebra vorbei ging es weiter nach Rotenburg an der Fulda. Auch wenn der Fulda-Radweg nur durch den links der Fulda gelegenen Teil der Stadt führt, lohnt sich hier ein Stopp, um sich beide Teil der Stadt anzuschauen.
Die in der ganzen Stadt verteilten Bronzefiguren und die vielen Fachwerkhäuser sind einen Blick wert. Direkt an der Fuldabrücke fanden wir dann auch noch eine ziemlich ungewöhnliche Gestalt ans Tageslicht krabbeln.
Der Radweg verläuft hier sehr idyllisch direkt zwischen alten Fachwerkhäusern und der Fulda entlang.
Weiter ging es über Felder, aber immer auf asphaltierten Wegen . Bei Altmorschen führt der Radweg dann direkt durch das Kloster Haydau . Nachdem wir die beeindruckende Eisenbahnbrücke bei Morschen passiert hatten, ging es zur Seilfähre bei Binsförth.
Hier hatten wir allerdings kein Glück. Zunächst erwischte uns ein Gewitterschauer, den wir aber in einer nahen Schutzhütte abwarten konnten, und dann stellte sich heraus, dass die Seilfähre außer Betrieb war. Nachdenklich stimmt allerdings, dass dies wohl so häufig auftritt, dass es sich lohnt eine eigenes Klappschild für diesen Fall aufzustellen. Bei der Planung der Tour sollte man sich also nicht zu sehr auf die Seilfähre verlassen. Für uns führte der Weg ersatzweise mit einiger Steigung über die K131 nach Beiseförth.
Der letzte Teil der Etappe bis Melsungen führte weiter über Felder und damit auch an mehreren Bauernhöfen vorbei. An diesen finden sich immer wieder SB-Hofautomaten an denen man neben frischen Eiern auch häufig gekühlte Getränke oder andere Dinge kaufen kann, für die man als Radler eher Verwendung hat.
Nach einem heißen Tag und zwei Gewitterschauern erreichten wir schließlich Melsungen .
Nachdem wir in uns noch mit Getränken und etwas Verpflegung versorgt hatten, ging es auf einer Landstraße hinaus aus Melsungen. Hinter Melsungen-Röhrenfurth trafen wir auf einen der wenigen, heftigen aber zum Glück kurzen Anstiege des Fulda-Radweges.
Brücke bei Wagenfurth
Ab Wagenfurth vollführt die Fulda gleich zwei Richtungswechsel, so dass man sich spätestens nach einer weiteren Querung schnell mal fragt ob man noch der richtigen Richtung folgt. In Büchenwerra gab es dann einen weiteren vorbildlichen Rastplatz . Auch wenn wir ohne Elektrounterstützung unterwegs sind, fiel uns hier die Ladestation auf, deren Steckdosen so dezent verbaut sind, dass man wohl sicherheitshalber noch ein großes Schild darüber montieren musste. In Guxhagen machten wir einen kurzen Abstecher zum Kloster Breitenau und einer Bäckerei am nahegelegenen Supermarkt. Im weiteren Verlauf zeigte sich, dass man sich offenbar Gedanken gemacht hatte den Radweg mit kleinen Sehenswürdigkeiten touristisch aufzuwerten. So findet sich neben einer Sterntalerfigur diesmal das Ende eines weiteren Planetenweges .
An dieser Stelle bietet sich auch die Möglichkeit für eine kurzen Abstecher zum Fulda-Pegel , an dem man sehr bequem über eine kleine Treppe in die Fulda gelangen kann.
Bei Ditterhausen und Dennhausen quert man gleich zweimal die Fulda und muss dabei in der Ortschaft einige Höhenmeter nehmen. Kurz danach ging es auf dieser ungewöhnlichen überdachten Brücke ein weiteres mal über den Fluss. Hier machte sich die Nähe von Kassel bereits bemerkbar, so dass auf der Brücke reger Verkehr herrschte.
Durch die Fulda-Auen fuhren wir weiter bis zur Orangerie , wo wir einen kleinen Rundgang machten. Hier befindet sich am Astronomisch-Physikalischen-Kabinett der Ursprung des Planetenweges und wir trafen auf die ersten Ausläufer der Documenta Fifteen .
Nachdem wir unsere Unterkunft bezogen hatten, ging es nochmal in die Documenta Stadt Kassel , wo wir noch weitere Kunst sahen.
Am nächsten Morgen ging es auf weiterhin vorbildlichen Radwegen auf die letzte kurze Etappe. In diesem Abschnitt wird die Fulda durch Wehre gestaut, was sie dann auch für Sportboote schiffbar macht.
die letzte Fuldabrücke
Der Abschnitt zwischen Kassel und Hannoversch Münden ist eine vielgenutzte Strecke für eine kurze Radtour. An unserem nächsten Halt, an einem sehr schön angelegten Rastplatz , zeigte sich dann wie viele Radler selbst an einem Mittwoch Vormittag hier unterwegs waren.
Nach einem kurzen Eiskaffee-Stopp in Wilhelmshausen ging es ein letztes Mal über die Fulda und vorbei an der (für Radfahrer ungeeigneten) letzten Fuldabrücke zum Ziel unserer Reise. Für das Foto vom unverstellten Weserstein am Zusammenfluss von Fulda und Werra brauchten wir allerdings, wie schon an der Quelle, etwas Geduld .
Über die Mühlenbrücke fuhren wir danach in die Hann. Mündener Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern und anschließend zum Bahnhof.
Der Fulda-Radweg hat uns gut gefallen. Die Strecke führt meist in Nähe des Flusses von Fachwerkstadt zu Fachwerkstadt. Diese Flussnähe zeigt sich auch dadurch, dass wir die Fulda rund 35 mal gequert haben. Wir führen diesbezüglich zwar keine Statistik, aber gefühlt haben wir keinen anderen Fluss so häufig überquert. Die Ausschilderung und Wegequalität ist durchgehend gut bis sehr gut. Vorwiegend ist man auf separaten asphaltierten Radwegen unterwegs.
malerische Fulda
Die von uns gewählte Variante, die Tour an der Fulda-Quelle unterhalb der Wasserkuppe zu beginnen, hat sich letztlich als problemlos und lohnenswert erwiesen. Zu beachten ist hierbei, dass die Röhnbahn ab Fulda zwar stündlich bis Gersfeld fährt, der Röhnradbus aber nur samstags und sonntags und nur alle zwei Stunden ab Gersfeld mit dem Radanhänger auf die Wasserkuppe fährt. Wer ab Gersfeld selbständig mit dem Rad zur Fulda-Quelle will, hat auf knapp 8 km Länge stolze 380 Höhenmeter vor sich.
Der Umstand, dass wir zur Zeit der Domkonzerte in Fulda, Festspiele in Bad Hersfelder und der Documenta (alle 5 Jahre) in Kassel unterwegs waren, machte die abendlichen Stadtrundgänge natürlich interessanter, erklären aber auch warum es so schwierig war hier Unterkünfte zu finden. Bei der Tourenplanung sollte man solche Großveranstaltungen stets mit auf der Rechnung haben.
Der Fulda-Radweg ist touristisch gut ausgebaut. Es finden sich zahlreiche Rastplätze und kleinere Sehenswürdigkeiten am Weg. Mehrfach quert man die Fulda über extra für den Radverkehr gebaute Brücken. Diese Infrastruktur wird so gut angenommen, das man insbesondere im Abschnitt zwischen Kassel und Hann. Münden aber nur selten allein unterwegs ist. Der Fulda-Radweg ist das Richtige, wenn man idyllische Städtchen und viele Rast- und Einkehrmöglichkeiten bei mäßiger Anstrengung bevorzugt. Wer die körperliche Herausforderung oder das große Naturerlebnis sucht, sollte sich woanders umschauen.